Kindergeschichte
Asimov
Ein Roboter von einem fremden Planeten stellt Kontakt zu einem Jungen auf der Erde her und fragt ihn nach Hilfe zu einem delikaten Problem.
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🇩🇪 Kindergeschichte
Die kleine Kamina wird immer wieder in phantastische Abenteuer hineingezogen. Diesmal gerät sie in eine Steampunk-Welt, in der Überraschungen an jeder Ecke lauern.
Kamina war elf Jahre alt. Ihre Eltern sagten ihr immer, sie habe eine überbordende Fantasie. Sie haben ihr nicht geglaubt, dass sie ständig in Löcher fällt oder mit Kaninchen spricht und sich in anderen Welten wiederfindet, um ein weiteres großes Abenteuer zu erleben. Sie träumt diese Dinge nicht.
Diesmal war es der Spiegel in ihrem Zimmer, in den sie schon tausende Male geschaut hatte. Aber an diesem Tag sah ihr eigenes Spiegelbild anders aus. Sie wusste nicht genau, was es war. Es war immer noch sie. Sie sah ihre Sommersprossen, ihre Ohrringe, die von ihrer Oma, und ihre Haare. Aber halt. Ihr Haar war anders. Es hatte die gleiche Farbe, aber es war nicht offen. Es war mit Spangen geglättet. Plötzlich hatte sie eine seltsame Sonnenbrille auf dem Kopf und im Spiegel erschien ein Hut. Sie trug nie Hüte. Aber er sah schön aus. Nur nicht von dieser Welt.
Es schien, als würde wieder ein Abenteuer rufen. Sie tat das Erste, was ihr in den Sinn kam. Sie berührte den Spiegel und ihr Finger sank ein, als wäre es eine Wasseroberfläche.
Kamina ist ein mutiges Mädchen. Also tut sie das für sie einzig logische und macht einen Schritt vorwärts durch den Spiegel. Das erste, was sie spürte war ein warmer Wind, der ihr ins Gesicht wehte. Sie hatte ihre Augen noch geschlossen. Als sie sie öffnete, war der Eindruck überwältigend. Sie stand auf den Docks in einem Hafen.
Sie ließ ihren blick zur Stadt schweifen. In der ersten Reihe standen prächtige Kontorgebäude, die einige hundert Jahre alt zu sein schienen. Dahinter sah sie die gigantische Kuppel einer Kirche und einen noch größeren Kirchturm. Aber dieser sah ganz und gar nicht aus wie die spitzen Türme, die sie kannte. Oben befand sich ein großes Plateau. Als sie sich umschaute, sah sie sieben oder acht davon, manche näher, manche weiter weg.
Aber den erstaunlichsten Eindruck vermittelte der Himmel rund um den riesigen Turm. Dort flogen dutzende von - sie musste genauer hinsehen - Luftschiffen herum. Dampfschiffe aus Messing und Silber, die Flügel wie Libellen hatten.
Sie wandte sich wieder dem Kai zu und sah ein Schild. Darauf stand "Willkommen in Etheria".
Aus der Ferne sah Kamina die seltsame Form eines angedockten Schiffes. Sie musste es sich näher ansehen also ging sie um die Hafenkais herum in seine Richtung. Sobald sie davor stand, wusste sie, was es war - eines diseder Luftschiffe, die wie Libellen aussahen. Der Rumpf war aus Holz und wie ein normales Schiff geformt, und es schwamm auf der Wasseroberfläche wie jedes andere Schiff. Aber zwei gefaltete mechanische Flügel kamen an der Seite heraus und überspannten die gesamte Länge des Schiffes.
Sie ging vom Heck zum Bug und betrachtete all die Ornamente und goldenen Verzierungen auf dem ansonsten dunklen Körper. Neben der Nase sah sie das Namensschild in verschnörkelten Buchstaben. Die Phönix. Und die Galionsfigur war ein wunderschöner Vogel, der aus einer Wolke herausflog.
Im mittleren Bereich liefen Arbeiter herum, die das Schiff mit seltsamen Fahrzeugen mit lauten und schmutzigen Dampfmotoren beluden. Einer von ihnen stand da und überwachte die anderen. Das muss der Chef gewesen sein.
"Hey Mädchen", rief er. "Was glaubst du, was du hier tust?"
Kamina war sehr gut darin, ein unschuldiges Gesicht zu machen.
Sie hing noch eine Weile herum. fand einen Platz einige Meter entfernt von der Einsteige- und Ladezone und beobachtete die Seeleute bei ihrer Arbeit. Dann hörte die hektische Betriebsamkeit auf und niemand war mehr zu sehen. Planke und Eingang waren unbewacht.
Sie wusste, dass sie es tun musste. In all ihren bisherigen Abenteuern wurde sie durch ihr Bauchgefühl geleitet. Also schlich sich Kamina in die Phoenix.
Das Ladedeck war für Arbeit und Lager gedacht, daher war es ziemlich schmutzig und es gab es waren keine Verzierungen oder gar Farbe an den Wänden zu sehen. Stattdessen befanden sich dort Seile und Ketten im Abstand von etwa einem Meter, vermutlich um die Fracht zu befestigen. Doch auch hier in den Gängen war niemand zu sehen.
Sie fand eine Treppe, die nach oben führte, und da waren sie wieder, die Ornamente und das typische dunkelgraue und goldene Aussehen. Sie ging hoch und landete offenbar im Kabinenbereich. In etwa zehn Metern Entfernung bog jemand von der Besatzung um eine Ecke. Schnell schlich sie sich in eine der Kabinen und holte kurz Luft.
Dann begann das Luftschiff zu schaukeln.
Kamina warf einen Blick aus dem Bullauge und sah, dass der Pier jede Sekunde kleiner und kleiner wurde. Sie hatten abgehoben. Sie flogen. Sie schaute sich um und sah, wie sich die riesigen Libellenflügel schnell auf und ab bewegten. Aber sie machten fast keine Geräusche. Man spürte nur das Schütteln und das Ächzen des Holzes.
Sie wagte es, die Tür zu öffnen und wieder nach draußen zu gehen. Der Korridor war leer. Was sollte schon passieren? Sie war auf dem Luftschiff und konnte nicht hinausgeworfen werden. Also konnte sie genauso gut mutig sein und der Besatzung Hallo sagen. Kamina nahm die Treppe.
Jede Etage sah ein bisschen schicker und schöner aus als die vorherige. Aber die vierte war perfekte Handwerkskunst. Mit Erstaunen berührte sie die wunderschön geschnitzten Wandskulpturen.
"Wer in Neptuns Namen bist Du?", fragte plötzlich jemand von hinten.
"Und wer bist du?", war das erste, was Kamina in den Sinn kam.
"Ich, kleines Mädchen, bin Sir Tesla, Kapitän der Phoenix", und zu einem der Matrosen sagte er: "Festnehmen".
Zwei große Kerle packten Kamina und trugen sie die Treppe wieder hinunter in ein ziemlich dunkles und schmutziges Deck. Sie öffneten eine Metalltür zur Arrestzelle und warfen sie hinein. Wie unhöflich. Aber als letztes Geschenk konnte Kamina den Seemann mit ihren spitzen Fingernägeln am Arm ein paar tiefe Kratzer verpassen. Das geschah ihm recht.
Der dunkle Raum hatte nur ein kleines vergittertes Bullauge. Sie setzte sich in eine der schmutzigen Ecken, als sie ein Flüstern aus der Nachbarkabine hörte.
"Hallo, wer ist da?", sagte jemand. Es war die Stimme eines Jungen, vermutete Kamina.
"Wer bist du?", fragte sie so selbstbewusst, als wäre sie der Kapitän und nicht der Gefangene.
"Luke. Ich bin Luke, der Küchenjunge."
"Warum bist du hier?", wollte Kamina wissen.
"Ich war zu langsam beim Kartoffelschälen", antwortete Luke.
"Oh. Sie sind so unhöflich auf diesem Schiff, nicht wahr? Wir müssen von hier verschwinden. Kennst du einen Weg?"
"Aus der Arrestzelle? Was denkst du denn? Wer bist du und wie kommst du darauf, dass du aus diesem Loch entkommen kannst?"
"Hmm, ich kenne ein paar Tricks", antwortete Kamina.
Kaminas Plan sah vor, dass früher oder später jemand kommen und ihnen etwas zu essen und etwas Wasser bringen würde. Sie mussten warten. So konnten sie sich etwas unterhalten und Kamina konnte mehr über diese Welt herausfinden.
Luke erzählte, dass ihre schöne Stadt Etheria die Hochburg der Rebellen war und dass sie gegen einen dunklen Tyrannen kämpften. Luke nannte ihn den Eisernen Baron. Alle Städte und Häfen um Etheria werden von ihm beherrscht und unterdrückt. Die Phoenix und ihre Besatzung nahmen ständig an Überfällen gegen die Streitkräfte des Eisernen Barons teil.
Sie waren noch in der Luft, als Kamina ein Krachen hörte, gefolgt von heftigen Erschütterungen. Sie konnte nicht einmal mehr sitzen. Wahrscheinlich befanden sie sich jetzt in einer Schlacht. Aber durch das kleine Bullauge konnten sie nichts sehen.
In einer Mischung aus Angst und Mut sahen Kamina und Luke erst einander an und dann zur Tür der Brigg, die aufsgesprungen war. Sie nutzten ihre Chance und schlichen sich hinaus. Keine Tricks nötig. Aber Kamina wusste nicht, ob das gut oder schlecht war.
Das Luftschiff bebte noch immer und seine Bewegung warf sie gegen die linke und rechte Wand, während sie versuchten, den Gang zu überqueren, um die Treppe zu erreichen. Sie mussten eine bessere Aussicht auf die Außenseite bekommen. Was passierte da gerade?
Unter Deck sahen sie niemanden. Luke sagte, dass jeder an seiner Kampfstation sein würde. Etwa drei Stockwerke höher sahen sie die ersten Menschen, Schützen in schwarzer Kleidung mit eher seltsamen Hüten. Es war das Deck mit der ersten Reihe von Kanonen. Es gab hektische Bewegungen. Einige der Kanoniere trugen schwere Eisenkugeln herum. Aber es sah auch alles auch alles sehr koordiniert aus, fast wie ein Tanz.
Kamina musste einige Sekunden lang zuschauen, aber Luke zog sie weiter. Als sie auf dem nächsten Deck ankamen, erstarrte Kamina sofort. Dort. Dort war ein Loch in der Wand, das nicht da sein sollte. Sie konnte nach draußen sehen. Eine der Kanonenkugeln des Barons muss die Phoenix hier getroffen haben. Noch immer erstarrt, blickte sie durch dieses Loch und sah eines der gegnerischen Schiffe draußen. Ein unangenehm aussehender Seemann auf dem anderen Luftschiff sah zu ihr rüber und traf für eine Sekunde ihren Blick.
Das war der Zeitpunkt, an dem sie schnell wieder aufwachte. Ihre Stimmung wandelte sich von Angst in Wut. Sie packte Luke am Arm.
"Wir müssen etwas tun", rief sie ihm zu.
"Was meinst du?", antwortete er.
"Das wirst Du schon sehen..."
Kamina sah durch das Loch in der Wand, wie das andere Luftschiff navigierte. Es drehte seine Nase immer mehr in Richtung der Phoenix. Es schwebte auch genau in der richtigen Höhe. Nur noch eine Sekunde. Einen Moment. Jetzt!
Luke verstand immer noch nicht, was vor sich ging. Als Kamina zu rennen begann, musste er ihr folgen. Sie zog ihn, bis auch er anfing zu rennen, so schnell er konnte. Sie rannten den Gang entlang in Richtung des Lochs. Das Timing war fast perfekt. Genau in dem Moment als sie lossprangen, tauchte die riesige Galionsfigur am Bug des anderen Schiffes, ein Raubvogel mit riesigen Flügeln, vor ihnen auf.
Die Zeit schien einen Moment lang stillzustehen, während sie durch die Luft flogen. Es war nur ein Meter oder so, aber für Luke schien es viel weiter zu sein.
Kamina konnte sich an einem der Flügel der Galionsfigur festhalten, aber sie musste Luke loslassen, um sich zu stabilisieren. Aber Luke fand seinen Weg zum anderen Flügel. Er konnte keinen Halt finden, aber zum Glück verfingen sich seine Hosenträger im großen gebogenen Schnabel des Vogels. So hing er gut gesichert und baumelte Dutzende von Metern über dem blauen Meer.
So gefährlich die Situation auch gewesen war, so lustig sah die Szene nun aus, wie Slapstick-Sketch. Kamina konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, sorgte Luke dafür, dass er sich auf seiner Seite des Vogels richtig festhalten konnte. Kamina löste die Klammern an seinen Hosenträgern, um ihn zu befreien. Luke sah immer noch verwirrt und verlegen aus. Und erst dann wurde ihm klar, was gerade passiert war. Sie hatten das Schiff ihrer Feinde geentert.
"OK. Das hat geklappt", sagte Kamina, als wäre es das Einfachste, was man so jeden Tag vor dem Frühstück erledigte, während Luke immer noch versuchte, durchzuatmen.
"Aber was können wir hier tun?", fügte sie hinzu. "Suchen wir uns erst einmal ein Versteck. Wir dürfen nicht gesehen werden."
Einige Minuten später saßen sie hinter einem Stapel von Kisten und Fässern und konnten kurz durchatmen. Aber als er in Kaminas Gesicht sah, konnte Luke direkt erkennen, dass ihr Gehirn bereits die nächsten Ideen ausarbeitete. In den letzten Minuten hatte er mehr mutige Dinge getan als in seinem ganzen bisherigen Leben, obwohl er auf einem Kriegsschiff diente. Kamina war dagegen nur ein blinder Passagier. Sie wusste nichts über Luftschiffe oder Schlachten. Aber sie war diejenige, die die Ideen hatte. Luke folgte ihr nur. Er fühlte den Drang, etwas beizutragen.
"Die Auftriebskammern", sagte er, während er über sich selbst überrascht war. "Wir können das Luftschiff nach unten sinken lassen."
"Was ist eine Auftriebskammer?", fragte Kamina. Sie hatte offenbar keine Ahnung von der Technik hier.
"Die Auftriebskammern sind die großen Ballons, die das Schiff in der Luft halten. Wenn wir die Ventile öffnen, verliert das Luftschiff seinen Auftrieb und sinkt tiefer. Sie werden von der Brücke aus ferngesteuert. Die eigentlichen Ventile könnten also unbeaufsichtigt sein. Das weiß ich von unserem Schiff."
"Luke, du bist brillant. Wir müssen diese Ventil-Dinger finden."
Sie waren bereits an Deck, also konnten sie nicht mehr weit von ihrem Ziel entfernt sein. Sie wagten einen Blick Über ihr Versteck hinweg. Etwa fünf Matrosen liefen herum und waren mit ihrer Arbeit beschäftigt. Links und rechts waren die riesigen Libellenflügel zu sehen, und über ihren Köpfen erstreckten sich zwei große Ballonkammern, die wie liegende Regentropfen geformt waren.
"Schau, da sind die Ventile", sagte Luke und zeigte auf das dünne Ende der Ballons, wo sie in einem hölzernen Oberdeck mit einer rostigen Eisentür endeten.
"Wir können es ungesehen dorthin schaffen", sagte Kamina. "Wir müssen nur diesen Weg überqueren. Und dort können wir uns wieder verstecken und endlich die Tür erreichen."
Impulsiv wie sie war, wollte sie sofort aus ihrem Versteck springen. Luke konnte sie im letzten Moment zurückhalten, als eine der Wachen an Deck um die Ecke in ihre Richtung kam. Kamina lehnte sich zurück, hielt sich die Hand vor den Mund und nickte Luke nur bestätigend zu.
Nachdem die Wache wieder verschwunden war, schauten sie sich noch einmal um. Die Luft war rein. Also rannten sie los, um sich hinter dem nächsten Stapel zu verstecken, und erreichten schließlich ungesehen die Tür.
Luke drehte den Türknauf. Sie war verschlossen. Er sah enttäuscht aus. Aber Kamina wusste was zu tum ist und hatte das Werkzeug bereits in ihrem Haar. Sie nahm eine der Klammern, die ihre goldenen Locken zurückhielten, und benutzte sie als Dietrich. Sie hatte es einmal in einem Film gesehen. Es war schwieriger, als sie dachte. Sie musste sich konzentrieren, um den Mechanismus im Inneren ertasten und gleichzeitig darauf achten, dass sie nicht entdeckt werden.
Die Zeit verging, sie probierte und probierte. Nach einer Weile hatte sie eine ungefähre Vorstellung, was zu tum war.
"Kamina", sagte Luke. "Schneller. Drei Seeleute sind im Anmarsch. Sie sind fast um die der Ecke. Hörst du die Schritte?"
"Ja, ich höre sie", antwortete sie genervt. "Ich bin gleich fertig. Nur noch eine Sekunde."
Dann klickte und klapperte das Schloss und die Tür sprang auf. Sie sahen die Stiefel der Wachen und sprangen schnell ins Innere des dunklen Raums. Das war knapp. Ein paar Luftschlitze in der Tür waren die einzige Lichtquelle, die sie hatten. Kamina sah die Stiefel der Wachen und atmete tief durch, ganz im Einklang mit Luke. Sie sahen sich an, nickten, grinsten und begannen, sich umzusehen.
Es war wirklich sehr dunkel. Jetzt war es an Lukes, ein kleines Wunder zu vollbringen. Warum sollte es nicht wie in jedem anderen Zimmer auch eine Deckenleuchte geben? Er wusste, dass es in Schießpulverräumen nicht erlaubt war, aber hier gab es nur mechanische Geräte. Er sah ein etwas helleren, schwingenden Gegenstand in der Mitte der Decke. Das musste die Petroleumlaterne sein. Er fand auch eine Kiste in der Ecke und benutzte sie, um an die Lampe heranzukommen. Sein ureigenes magisches Gerät war ein Feuersteinfeuerzeug. Er hatte es in der Küche gebraucht, deshalb befand es sich immer immer in seiner Tasche.
Mit zwei Zündungen mit dem Feuerstein brachte er die Lampe zum leuchten und der Raum erstrahlte in einem warmen Orangeton. Sie schauten sich um und sahen das komplizierteste mechanische Gerät, das sie je gesehen hatten. Auf jeder Seite befanden sich riesige Holzkästen mit Zahnrädern, Ventilen und Hebeln. Oben sahen sie zwei Auslässe auf jeder Seite. Einer ging sicherlich in die Ballonkammern. Der andere muss der Luftauslass gewesen sein.
"Luke, du bist ein Genie", sagte Kamina.
Jetzt hatten sie alles, was sie für ihren kleinen Sabotageakt brauchten.
Kamina untersuchte die linke Seite sehr genau. Sie ging durch alle Details, berührte alle Ventile und Hebel an, ohne wirklich einen Knopf zu drücken. Sie musste einfach irgendwie die Maschine fühlen. Sie dachte nach und stand sekundenlang da. Luke konnte nur zusehen.
"Luke", sagte sie schließlich. Wir müssen es exakt gleichzeitig machen, sonst fällt das Schiff unkontrolliert auf die Meeresoberfläche und wir sinken mit ihm."
Luke ging leicht verängstigt zu dem anderen Getriebe und betrachtete es staunend. Er schaffte das. Das sagte er sich mehrere Male hintereinander. Er würde es schaffen. Aber was wenn sie sinken und ertrinken würden?
Kamina hingegen war schon voll in Aktion. "Fertig, Junge?", sagte sie.
"Junge?", sagte Luke. Hatte sie ihn gerade Junge genannt? Aber es schien genau das zu sein, was er gerade brauchen. Er war abgelenkt und konnte sich endlich auf die Aufgabe konzentrieren.
"War nur ein Scherz", sagte Kamina. "Lass es uns tun. Das wird ein Spaß. Jetzt zieh den linken Hebel nach unten. Damit kannst du alle anderen Teile manuell steuern."
Luke tat, was ihm gesagt wurde. Kamina folgte mit mehreren weiteren Befehlen, die er in perfekter Synchronisation ausführte. Einer der letzten hatte tatsächlich eine spürbare Wirkung und öffnete eine Art Ventil. Es wurde sehr laut in der Kabine.
"Cool, lass uns einen letzten Atemzug nehmen", rief Kamina, hielt dann inne und beobachtete Lukas einen Moment lang. "Jetzt nimm den linken roten Knopf und drehe ihn um 90 Grad nach rechts. Auf drei."
Beide standen da und warteten gespannt auf den Countdown. "Eins, zwei", schrie Kamina, "uuuund drei".
Luke und Kamina waren vollständig synchron. Sie drehten die Knöpfe genau zur gleichen Zeit. Aber es schien nichts zu passieren. Sie standen wie angewurzelt auf der Stelle und wagten es nicht sich zu bewegen. Es fühlte sich wie Stunden an, aber es vergingen nur ein paar Sekunden, bis endlich etwas passierte. Luft strömte durch die Ventile des Systems. Am Anfang war es einfach nicht genug, so dass sie es nicht bemerkten. Aber jetzt wurde es immer mehr.
Es war schon sehr laut in der Kabine, so als ob ein großer Fön laufen würde. Dann begann das Luftschiff ein wenig zu wackeln. Es verlor an Höhe.
"Luke, wir haben es geschafft", rief Kamina. "Wir haben es geschafft. Wir stürzen ab. Wir müssen raus hier. Schnell."
Sie rannten hinaus. Sie machten sich nicht einmal mehr die Mühe, die Wachen im Auge zu behalten. Auf dem Schiff schien nun ohnehin alles in Alarmbereitschaft zu sein. Es sollte nur einen Moment dauern, bis jemand vorbeikam. Also rannten sie einfach so schnell sie konnten. Kamina hatte ihren Plan im Kopf, also war sie vorne und gab die Richtung vor. Sie rannte auf den Bug des Schiffes zu. Luke folgte ihr. Sie mussten zur Galionsfigur gelangen. Sie mussten zurückzur Phoenix springen, bevor es zu spät war. Jetzt kam es nur noch auf das richtige Timing an.
Sie kletterten auf eine Stange vor der Galionsfigur und beobachteten die Situation. Das feindliche Luftschiff, auf dem sie sich befanden, drehte seine Nase in Richtung der Phoenix. Aber es verlor auch schon ein wenig an Höhe. Zwischen ihnen und einer sicheren Zielplattform auf der Phoenix lagen noch etwa zehn Meter. Aber der Abstand wurde immer kleiner. Immer noch zu viel, um zu springen.
Die Wachen sahen sie und begannen, ebenfalls auf den Bug des Schiffes zuzulaufen. Einige von ihnen hatten Bajonett-Gewehre, die sie eilig schussbereit machten. Noch vier Meter zwischen der Phoenix und ihrem Schiff. Kamina duckte sich und Luke folgte ihr. Sie sahen nun, dass sie auch etwas nach oben springen mussten, um die Plattform zu erreichen, da sie schon weiter gesunken waren. Noch zwei Meter. Eine der Wachen war bereit zu schießen und drückte ab.
In diesem Moment geschahen drei Dinge genau zur gleichen Zeit. Kamina begann zu springen, während sie Lukes Hand hielt. So sprang er automatisch mit ihr. Während sie buchstäblich zwischen den beiden Luftschiffen flogen, traf die Kugel des einen Matrosen die Galionsfigur, die sich einige Meter hinter ihnen befand. Der linke Flügel des Holzvogels explodierte und fiel ab. Der Schuss schien nicht sehr präzise gewesen zu sein. Und drittens sackte das feindliche Luftschiff plötzlich mehrere Meter in die Tiefe und die anderen Schützen konnten sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sie verloren alle das Gleichgewicht und fielen synchron zu Boden, als wäre es ein eingeprobtes Balletstück gewesen.
Nach der Landung lagen Kamina und Luke auf der Plattform der Phoenix. Sie schüttelten den Staub ab, sahen sich kurz an, begannen zu lachen und gaben sich ein High Five.
Nur Sekunden später trafen zwei der Phoenix-Wachen ein, um die Eindringlinge festzunehmen, aber zum Glück erkannte einer von ihnen Luke.
"Warte mal kurz", sagte er. "Bist du nicht der Küchenjunge?"
Doch in diesem Moment sank das feindliche Schiff auf einmal um etwa zehn Meter weiter nach unten und sank danach immer tiefer.
"Was habt ihr getan?", fragte der andere Wachmann mit ziemlich erstaunter Stimme.
"Ich schätze, wir haben die Schlacht für euch gewonnen", sagte Kamina stolz.
"Ihr zwei kommt mit uns", sagten die beiden Wachen fast gleichzeitig.
Kamina und Luke wurden vor Sir Tesla gebracht und konnten ihre Geschichte erzählen. Natürlich glaubte der Kapitän ihnen kein einziges Wort.
"Wir hatten sie doch in die Brigg gesteckt", sagte er zu einem der Offiziere in der Nähe. "Was ist das denn für ein Unsinn?"
"Sir, die Brigg hat ein Loch an der Außenseite, Sir", antwortete der Offizier. "Sie könnten eventuell entkommen sein, Sir."
"Zu dem anderen Schiff? Machen Sie Witze, Offizier?"
"Sir, nein, Sir. Äh, ja, Sir. Wir wissen, dass das andere Schiff sinkt und dass wir es nicht getroffen haben, Sir."
"Wollen Sie damit sagen, dass deren Geschichte wahr sein könnte?"
"Sir, ja, Sir. Es könnte sein."
Sir Tesla wandte sich wieder an die Kinder. Kamina war schon ein bisschen wütend, weil der graue alte Kapitän ihnen nicht glaubte. Aber in dem Moment, als sie diesen Gedanken hatte, hatte sich sein Gesicht schon verändert. Nur große Männer können ihre Meinung ändern, hatte Kaminas Vater einmal zu ihr gesagt. Wahrscheinlich war Sir Tesla doch kein so schlechter Mensch.
"Richtig, Kinder", sagte er und wandte sich schon wieder an die Mannschaft. "Offiziere, zielen Sie auf das andere Schiff, zwei Kanonen, volle Kraft. Holt es endgültig runter."
"Und ihr zwei kommt mit mir", sagte er zu Kamina und Luke.
Sir Tesla verließ die Brücke, während seine Offiziere wussten, wie sie mit der Kampfsituation umgehen sollten. Sie hatten gewonnen, wenigstens heute. Kamina und Luke folgten dem Kapitän. Sie gingen zwei Decks tiefer und auf die andere Seite, das Heck der Phoenix. Man schickte sie zurück in die Kombüse, dachte Luke sofort, an seinen Arbeitsplatz. Aber Sir Tesla ging weiter. Er wandte sich an Chief Pulley, den Chefkoch des Schiffes und Lukes Vorgesetzten.
"Chief", begann er. "Diese beiden sind die Helden des Tages. Sie haben unser Schiff gerettet. Sie besorgen ihnen alles, was sie wollen, und wagen Sie es nicht, diese Aufgabe an jemand anderen zu delegieren. Verstanden?"
"Jawohl, Sir", antwortete der Koch und sah seinen Küchenjungen und das Mädchen verwundert an. Was machte ein Mädchen auf ihrem Schiff, dachte er. Und was hatte Luke jetzt schon wieder angestellt?
"Sie werden heute Abend mit mir und den anderen Offizieren zu Abend essen. Bereiten Sie etwas Besonderes vor. Eigentlich für die ganze Besatzung. Haben Sie genug Essen für ein Festmahl übrig?"
"Ich glaube schon, Sir", antwortete der Koch. "Wir haben gerade das andere Schiff des Eisernen Barons geplündert, Sir. Die hatten gute Vorräte an Bord."
"Nun gut. Dann also 1900. Und vergessen Sie die Kinder nicht."
Sir Tesla verließ die Kombüse und ging zurück auf die Brücke. Der Koch wandte sich den Kindern zu und überlegte, wie er zwei Dinge gleichzeitig tun konnte, ein Gala-Dinner für hundert Personen zubereiten und sich um zwei Kinder kümmern.
"Keine Sorge, Sir", sagte Luke, als wüsste er, was in Chief Pulleys Kopf vor sich ging. "Wir können Ihnen helfen. Wir wissen, wie man Kartoffeln schält."
Und das taten sie auch. Die gesamte Küchencrew und Kamina bereiteten die tollste Party vor, die sie sich vorstellen konnten. Für Kamina und Luke war es eigentlich die beste Möglichkeit, wieder herunterzukommen und nicht zu sehr an ihr unglaubliches Abenteuer zu denken.
Nach einer umfassenden Aufräumaktion und der Beseitigung der schlimmsten Schäden hatte sich auch die Besatzung der Phoenix beruhigt und alle, bis auf die Küchencrew, erschienen zum Abendessen, um ihre wohlverdiente Mahlzeit zu bekommen.
Kamina und Luke durften in der Offiziersmesse am Tisch des Kapitäns sitzen zusammen mit den ranghöchsten Schiffsleuten der Phoenix sitzen.
Sir Tesla kam als letzter herein und nahm direkt neben Kamina Platz. Der Lärmpegel im Raum war nicht hoch, aber spürbar. Jeder war in einen Smalltalk mit seinen Nachbarn verwickelt, bis der Kapitän aufstand. Der Raum wurde sofort still, außer Kamina, die Luke irgendeinen Unsinn ins Ohr flüsterte. Sir Tesla schaute sie scharf an, und auch sie hörte sofort auf zu reden. Er lächelte sichtlich erfreut.
"Meine Damen und Herren", sagte er. "Heute haben wir eine bedeutende Schlacht gegen den Eisernen Baron gewonnen. Wir haben das größte Flaggschiff unseres Feindes zu Fall gebracht. Sie sollten alle stolz auf sich sein, genauso wie ich auch besonders stolz auf Sie bin. Aber es gibt zwei Personen, die unseren speziellen Dank verdienen. Zwei Kinder, die genau hier an diesem Tisch sitzen. Kommt schon, bitte steht einen Moment auf."
Kamina und Luke standen auf und der ganze Raum begann minutenlang zu applaudieren - und und das, obwohl alle sehr hungrig waren. Kamina hörte zumindest ihren eigenen Magen knurren - und Lukes. Aber sie fühlte sich auch sehr stolz. Sie war noch nie zuvor beklatscht worden. Und so hätte sie fast geweint, konnte es aber zurückhalten.
Weder sie noch Luke konnten ein Wort herausbringen, also setzten sie sich langsam wieder hin, genau wie alle anderen.
"Ich glaube, wir haben uns jetzt etwas zu essen verdient", sagte Sir Tesla, der nun wieder als Einziger stand. Alle applaudierten erneut, während der Koch Chief Pulley und seine Crew den ersten Gang brachten, ein exotisches Gemüse, das selbst Luke noch nie gesehen hatte. Aber sie schmeckten himmlisch köstlich.
Nach dem Dessert, dem vierten Gang des Abends, waren alle satt und zufrieden. Kamina brachte das letzte Stück Schokoladenkuchen kaum in den Mund, schaffte es dann aber doch. Das war ihr wahrscheinlich noch nie passiert. Er war so lecker, aber sie war voll.
"Kinder", sagte Sir Tesla schließlich. "Ich danke euch für eure Hilfe heute. Ich weiß immer noch nicht, wie ihr das geschafft habt, aber es war sehr mutig. Wir haben für euch zwei edle Offizierskabinen vorbereitet. Ihr könnt hier übernachten und wir bringen Euch morgen zurück nach Etheria."
Was für ein Tag, dachte Kamina, endlich allein in ihrer Kabine. Sie mag den Ärger und das den Trubel und die Betriebsamkeit. Aber sie liebt es auch, sich nach einem Abenteuer entspannt ins Bell legen zu können. Ihr Schlaf ist dann immer besonders tief und Ihre Träume von weiteren Abenteuern besonders schön.
Doch während sie kurz in den Spiegel neben ihrem Bett starrte, spürte sie eine Kraft, die sie sie anzog. Sie wusste, dass es der Ruf nach Hause war. Sie berührte den Spiegel und ihr Finger sank ein, als wäre es eine Wasseroberfläche. Dann schritt sie hindurch und erschien wieder in ihrem Zimmer zu Hause.
Kindergeschichte
Ein Roboter von einem fremden Planeten stellt Kontakt zu einem Jungen auf der Erde her und fragt ihn nach Hilfe zu einem delikaten Problem.
0.36640925178063044
Kindergeschichte
Genau wie Alice, wird die kleine Kamina in einen Kaninchenbau gezogen und findet sich in einem fantastischen Abenteuer wieder ... unter Wasser.
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Kindergeschichte
Wir sind Gäste bei einr außergewöhnlichen Familie, einer Mäusefamilie in ihrer Villa in New Orleans. Was ist so außergewöhnlich an den Guillorys, fragst Du Dich sicher? Na ja, einige von ihnen haben Superkräfte.
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